Mietwagen-Anbieter, Kosteninfos und Tipps fürs Unterwegs-Sein auf Uruguays Straßen
Während meines Auslandsjahres in Argentinien dachte ich noch: Auf keinen Fall setze ich mich in Südamerika je ans Steuer! Inzwischen fahre ich routiniert durch Montevideos Straßen und über Land, wenn wir in Uruguay unterwegs sind. Es fühlt sich sogar ganz natürlich an, dabei lässig am Mate zu nippen. Denn tatsächlich ist Uruguay das perfekte Land für einen entspannten Roadtrip – abgesehen von den Benzinpreisen.
In jungen Jahren habe ich große Strecken in Südamerika lediglich mit dem Bus zurückgelegt. Das hat ja auch viele Vorteile: Bei langen Über-Nacht-Fahrten spart man Übernachtungskosten, die Busverbindungen sind in vielen Ländern sehr gut ausgebaut und die Busse selbst sind – zumindest in Ländern wie Argentinien, Chile, Uruguay und Brasilien – häufig sehr komfortabel, bieten Entertainment und Vollverpflegung.
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Dazu kommt: Autofahren erschien mir in vielen Großstädten wie Buenos Aires und Co. wie der blanke Horror. Für in Deutschland sozialisierte Autofahrer:innen gilt an vielen Orten gefühlt das Recht des Stärkeren. Da wird gerne mal die Vorfahrt durchgesetzt, indem man vor der nächsten Ecke hupt und einfach Gas gibt. Spurenmarkierungen sind entweder verblasst, waren nie vorhanden oder sind ohnehin allen völlig schnuppe. Es wird bedenklich eng aufgefahren oder überholt. Kurzum: Wer sich freiwillig in Südamerika ans Steuer setzt, kann nur ein Adrenalin-Junkie sein. So dachte ich.
Doch dann fuhr ich das erste Mal mit meinem Freund nach Uruguay. Da es seine Heimat ist, wollten wir natürlich nicht nur in die Top-5-Touristenorte, sondern Verwandte in entlegenen Ecken besuchen oder Freunden hallo sagen, die in weniger touristischen Orten leben – kurzum: Ein Auto musste her. Nun war ausgerechnet gerade der Führerschein meines Freundes abgelaufen, sodass klar war: Ich musste das Auto mieten. Und auch fahren! Ganz behaglich war mir dabei nicht zumute. Aber ich wagte mich todesmutig in den Verkehr. Und stellte schnell fest: Ist ja alles gar nicht so schlimm wie gedacht. Mehr noch: Macht ja richtig Spaß, hier Auto zu fahren.

Das macht Uruguay zu einem perfekten Land für den Roadtrip:
- Platz! Uruguay ist flächenmäßig etwa halb so groß wie Deutschland. Dabei ist die Bevölkerungsdichte aber viel geringer. Während sich in Deutschland statistisch 237 Menschen einen Quadratkilometer teilen, sind es in Uruguay gerade mal 20. Das Land verzeichnet übersichtliche 3,5 Milionen Einwohner:innen. Stell dir also nur mal vor, wie entspannt es auf Deutschlands Straßen zuginge, wenn zwischen Flensburg und Erfurt lediglich ganz Berlin unterwegs wäre! Heißt: Auf den Straßen ist – jedenfalls außerhalb Montevideos – einfach viel weniger los als bei uns.
- Geschwindigkeitsbeschränkung! Autobahn ohne Tempolimit? Fehlanzeige in Uruguay. Die meisten Verbindungsstraßen über Land sind vergleichbar mit hiesigen Land- oder Bundesstraßen. Die Höchstgeschwindigkeit liegt meist bei 90 bis 110 km/h. Darüber geht es nicht. Und das wird auch ernstgenommen. Seit kurzem gibt es sehr viele Blitzer – mit happigen Bußgeldern bei zu hoher Geschwindigkeit. Effekt: Entspannt vorankommen, dabei die Aussicht genießen und nur selten mit Raser:innen zu tun haben.
- Roadtrip in bequemen Häppchen! Von Colonia de Sacramento im Westen, wo die Fähre aus Buenos Aires anlegt, bis zur brasilianischen Grenze in Chuy im Osten sind es gerade einmal 500 Kilometer. Auf der Strecke liegen die wichtigsten touristischen Destinationen angenehm verstreut, sodass man all 100 bis 200 Kilometer von Montevideo über Punta del Este, La Pedrera, Cabo Polonio und Punta del Diablo wunderbar vielfältige Stops einlegen kann. Perfekte Voraussetzungen für einen gelungenen Roadtrip, bei dem man den Urlaub nicht nur im Auto verbringt.
Money, money
Klingt alles zu schön, um wahr zu sein? Nun ja, natürlich hat auch Uruguay seine Schattenseiten. Und die schlagen sich vor allem in Zahlen nieder. Denn: Das hohe Preisniveau im Land macht leider auch vor der Autoanmietung keinen Halt. In Uruguay ein Auto mieten geht ganz schön ins Geld. Die kleinste Kompaktklasse liegt da schon mal bei happigen 50 bis 70 Euro am Tag. Und auch das Benzin ist teuer – Anfang 2025 lag der Liter Super bei 73 Pesos (ca. 1,70 Euro). Dazu kommen Mautpreise. Tipp: Wenn du mit dem Auto in die Nähe der brasilianischen oder argentinischen Grenze kommst, lohnt es sich, dort vollzutanken. Um Tanktourismus in den günstigeren Nachbarländern zu vermeiden, geben die uruguayischen Tankstellen, die näher als 20 Kilometer zur Grenze liegen, häufig erhebliche Rabatte von 20 bis 30 Prozent.
Mautsystem
Auf einigen zentralen Überlandstraßen muss „peaje“ (=Maut) bezahlt werden. Kramte man früher noch jedes Mal nach Kleingeld, funktioniert das inzwischen nur noch bargeldlos. Wenn du einen Wagen mietest, ist das Auto sehr wahrscheinlich direkt an das System telepeaje angeschlossen, das beim Durchfahren der Schranke das Kennzeichen registriert. Den Betrag der durchfahrenen Maut-Stationen zahlst du nach Rückgabe des Autos direkt beim Vermieter. Der Preis pro Maut-Station lag Anfang 2020 bei rund 150 Pesos (ca. 3,50 Euro). Für eine Fahr von Montevideo nach Punta del Este durchquerst du zum Beispiel 2 Maut-Stationen und zahlst so hin und zurück etwa 14 Euro.
Du möchtest mit deinem eigenen Fahrzeug das Land durchqueren? Dann kannst du dich vorab auf der offiziellen Seite von telepeaje registrieren für den „pase tourista“. Damit hinterlegst du dein Kennzeichen und kannst Mautkosten per Kreditkarte zahlen. Die Seite ist allerdings nur auf Spanisch verfügbar.
Mietwagen-Anbieter und Vergleichsportale
Über deutsche Vergleichsportale (ich schaue immer auf Check 24 und billiger-mietwagen.de) kann man sich im Vorfeld informieren und auch schon buchen. Das ist zwar nicht unbedingt günstiger als vor Ort, aber so ist man wenigstens sicher, zu den Konditionen zu mieten, die einem wichtig sind. Es ist auch deutlich entspannter, Angebote in Ruhe zu vergleichen (hohe Vollkaskosumme ohne Selbstbeteiligung zum Beispiel), als sich vor Ort in gebrochenem Spanisch oder Englisch etwas andrehen zu lassen, bei dem man das Kleingedruckte auf die Schnelle gar nicht lesen oder verstehen kann.
Bisher haben wir meist über eins der Vergleichsportale bei Europcar gemietet. Das war von den Autos und dem Service her immer ok. Es gibt eine Station am Flughafen, eine am Shoppingcenter von Punta Carretas und die Möglichkeit, das Auto am Hafen abzuholen.
Vor einigen Jahren sind wir dem Tipp des (ohnehin sehr informativen) englischsprachigen Uruguay-Blogs Guruguay gefolgt und haben beim kleinen lokalen Unternehmen Mariño Sport gebucht. Die Kommunikation im Vorfeld per Mail wirkte zwar etwas kurz angebunden und so richtig wussten wir nicht, was uns erwartet. Vor Ort war der Service aber sehr entgegenkommend und positiv und wir haben direkt ein Wagen-Upgrade bekommen. Vorteil außerdem: Abhol- und Abgabezeit und -ort konnten wir flexibel und ohne Aufpreis ausmachen. Sehr bequem! Achtung: Wie die Kommunikation auf Englisch läuft, kann ich aber nicht einschätzen. Wir haben alles auf Spanisch abgewickelt.
Fazit
Lieber ein Auto mieten oder über das gut ausgebaute Busnetz das Land erkunden? Am Ende ist es Geschmackssache und kann natürlich auch kombiniert werden. Warum nicht einige größere Stationen mit dem Bus ansteuern und anschließend für ein oder zwei Wochen mit dem Auto abgelegenere Ecken abklappern? Autofahren in Uruguay ist jedenfalls meistens – zumindest außerhalb von Montevideo – eine entspannte Angelegenheit. Die Entfernungen sind überschaubar und Tagesstrecken lassen sich gut dosieren. Bei der Kostenkalkulation sollte man jedoch beachten, dass die Automiete beim Reisebudget ganz schön ins Gewicht fällt. Dazu kommen teilweise Mautkosten und natürlich der Kraftstoff.
Checkliste
Um in Uruguay ein Auto zu mieten, brauchst du:
- eine Kreditkarte
- einen (deutschen) Führerschein (Nach einem internationalen Führerschein bin ich noch nie gefragt worden.)
Richtwerte:
Mietfahrzeug mit Vollkaskoversicherung pro Tag: ca. 50-70 Euro
Liter Benzin: ca. 1,70 Euro
Maut: Es gibt landesweit insgesamt 15 Maut-Punkte, an denen man jeweils 150 Pesos bezahlen muss, also rund 3,50 Euro.