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Piriápolis

von Mareike
Strandpromenade von Piriápolis im Sonnenuntergang

Geburtsort des Tourismus in Uruguay

Eine Stunde von Montevideo entfernt punktet dieser Badeort mit einem schönen Strand, guter Infrastruktur und einer interessanten Geschichte – und ist bei ausländischen Besucher:innen dennoch kaum bekannt. Zeit, das zu ändern.

Für die Montevideanos ist das 100 Kilometer entfernte Piriápolis ein beliebtes Wochenend-Ausflugsziel. Auch Tourist:innen aus Brasilien und Argentinien verbringen hier gern ihren Urlaub. Was macht den Ort bei ihnen so beliebt?
Piriápolis punktet mit mehreren Eigenschaften: Gelegen in einer Bucht lädt der schöne Stadtstrand mit seinem relativ ruhigen Wasser (das ist hier immer noch Río de la Plata, nicht der Atlantik) zum Baden ein. Außerdem ist Piriápolis umgeben von einer hügeligen und abwechslungsreichen Landschaft samt vieler Ausflugsmöglichkeiten. Und der Ort verfügt über eine gute touristische Infrastruktur sowie Anbindung bei überschaubarer Größe.

Ein Stand mit Kunsthandwerk und Uruguay-Fahnen an der Strandpromenade von Piriapolis, im Hintergrund Palmen, Wasser und Himmel
An der Rambla kann man allerlei Kunsthandwerk kaufen.

Meine persönliche Top 10 der Aktivitäten in Piriápolis findest du hier.

Stichwort überschaubar: Partypeople sind hier falsch. Auch wenn es an der Strandpromenade an Sommerabenden vor lauter Straßenhändlern und -musikern schon mal trubelig werden kann, machen in Piriápolis vorwiegend Familien oder Paare Urlaub. Und das heißt: Für ausgelassene Parties gibt es bessere Ziele (wie Punta del Este oder La Pedrera).

Bei internationalen Gästen kaum bekannt

Bei internationalen Tourist:innen läuft Piriápolis eher unter Radar. Denn die meisten rauschen von Montevideo direkt nach Punta del Este weiter. Dort mieten sich vor allem vermögende Urlauber:innen in schicke Hotel-Türme ein, um am Strand an ihrer Bräune arbeiten. Wer’s mag… Zugegeben: Piriápolis ist kein Ort, der mir beim ersten Anblick die Sprache verschlagen hat. Er wirkt ein bisschen aus der Zeit gefallen. Und einige Hotels an der Promenade machen den Eindruck, als hätte sich seit den 1960er Jahren in ihnen so gut wie nichts verändert. Vieles erschließt sich erst auf den zweiten Blick. Dafür kann man ein paar wahre Schätze entdecken und tolle Ausflüge unternehmen, wenn man sich die Zeit nimmt.

Côte d’Azur in Uruguay

Tatsächlich handelt es sich bei diesen Küstenstädtchen gewissermaßen um die Wiege des Tourismus in Uruguay. Und das Ziel seines Gründervaters, dem umtriebigen Unternehmer Francisco Piria, war kein geringes: Er wollte schlichtweg den besten Badeort der Welt gründen. Denn Ende des 19. Jahrhunderts war er gerade von einem Aufenthalt in Europa zurückgekehrt und inspiriert von den mediterranen Erholungsorten in Frankreich und Italien. Solch ein Konzept von Erholung am Wasser hatte es in Uruguay bis dato nämlich nicht gegeben. Schließlich meinte er, in der Bucht am Fuße des Berges Cerro Pan de Azúcar den passenden Ort für sein Vorhaben gefunden zu haben. Wie bei vielen seiner Unternehmungen scheute er keine Kosten und Mühen, um seinen Traum zu verwirklichen: Er kaufte kurzerhand 2.700 Hektar Land, baute ein mondänes Hotel mit Wasserblick sowie eine Strandpromenade nach Vorbild der Côte d’Azur und errichtete sich selbst ein Schloss am Fuße des Berges.

Kleiner Exkurs: Unternehmertum mit einer Prise Mystik

Die Kirchenruine von Pirias unvollendeter Kirche in Piriapolis
Heute ist Pirias Kirche leider dem Verfall ausgesetzt. Der Besuch lohnt trotzdem.

Nicht nur weltliche Gebäude schuf Piria – auch eine Kirche ließ er bauen. Leider ist sie jedoch bis heute unvollendet und zerfällt zunehmend. Das sakrale Gebäude wollte der Unternehmer eigentlich der Katholische Kirche übermachen. Doch diese weigerte sich, das Geschenk anzunehmen und die Kirche zu weihen. Schließlich verbargen sich in ihrem Mauerwerk – wie in unzähligen Bauten Pirias – allerhand alchemistische Symbole. Denn neben einem Händchen für das Vermehren von Geld hatte Piria auch eine spirituelle Ader, die sich in seinen Werken widerspiegelt.

Aber nicht nur das: Er machte sich auch Gedanken über die Verbesserung der Lebensumstände der uruguayischen Arbeiterschaft und schrieb ein Buch über seine Vision von Uruguays Zukunft – und sah darin unter anderem Solarenergie und handyähnliche Geräte voraus. Wie all das zusammenpasst? Gute Frage. Tatsächlich lohnt es sich, mehr über diese illustre historische Persönlichkeit zu lesen. Wer des Spanischen mächtig ist, findet vor Ort in nahezu jedem Kiosk und Buchhandel Biografien über Piria und seine Bücher. Wem also reines Sonnenbaden nicht ausreicht, kann bequem im Sand liegend tief in die lokale Historie eintauchen.


Anreise

Mit dem Bus aus Montevideo: Busfahren ist bequem und günstig. Vom zentralen Busbahnhof „Tres Cruces“ in Montevideo fahren mehrere Busgesellschaften (zum Beispiel COT und COPSA) mehrmals täglich in bequemen Bussen (mit Wlan!) in 1:40h nach Piriápolis. Endstation ist bei dieser Verbindung meist Punta del Este.
Preis: ca. 7 Euro.

Mit dem Mietwagen aus Montevideo: Auch mit dem Auto ist diese Strecke gut zu bewältigen. Zunächst fährt man aus der Stadt heraus Richtung Flughafen Carrasco. Von dort geht es weiter entlang der Ausschilderung Richtung Interbalnearia / Punta del Este. Ist man erst mal dem Stadtverkehr entkommen, fährt es sich in der Regel sehr entspannt. Man folgt immer der Bundesstraße Interbalnearia bis zur Ausschilderung nach Piriápolis. Dauer: ca. 1:30h.
Achtung: In Uruguay müssen Mautgebühren bezahlt werden. Auf der Strecke bis Piriápolis gibt es 2 Maut-Schalter. Angekündigt werden sie auf Schildern mit „Peaje“.
Kosten: Für einen PKW pro Maut-Schalter 150 Pesos, Stand Februar 2025) mit telepeaje. Das Maut-System habe ich dir hier erklärt.

Übernachten

Gute Erfahrungen habe ich mit zwei Unterkünften gemacht. Aber das ist nur eine persönliche Auswahl, sicher gibt es noch viele weitere!

Hotel Tamariz
Moderne Zimmer ohne viel Schnickschnack mit bequemen Betten, alles ist fußläufig gut erreichbar. Gutes Frühstücksbuffet.
Adresse: Salta 933
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Alojamiento San Antonio
Meine Lieblingsunterkunft in Piriápolis. Eher Bed&Breakfast-Standard, dafür haben die Zimmer und Gemeinschaftsbereiche einen wunderbaren Blick vom Hügel über die ganze Bucht. Gemeinschaftsküche und Aufenthaltsraum mit Balkon vorhanden. Parkmöglichkeiten. Wem ein 10-minütiger Fußmarsch den Hügel hinauf nichts ausmacht, kann alles auch gut zu Fuß erkunden.
Adresse: Calle Uruguay, den Hügel hinauf gegenüber des Hafens
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Pirias Bauten besuchen:

Schloss – Castillo de Piria
Ausstellung über Pirias Leben und die Gründung von Piriápolis. Auch ein Besuch im Park für ein Picknick ist möglich. Oder wie die Uruguayos es machen: Klappstühle auspacken und Mate trinken. 😉 Informationen sind meist nur auf Spanisch, es gibt keine geführten Touren vor Ort.
Adresse: Ruta 37, Km. 7
Anfahrt: am besten mit dem Mietauto, auf dem Gelände sind kostenlose Parkplätze vorhanden. Es fahren auch lokale Busse vom Terminal de Omnibus in Piriápolis ab.
Öffnungszeiten: täglich von 9–21 Uhr, Eintritt frei

Kirche – Iglesia de Piria
Die Ruine der Kirche ist frei zugänglich. Manchmal spielen auch Kinder darin. Zur Sicherheit lieber nicht darin herumklettern oder sehr offenherzig die Wertgegenstände auspacken. Die Kirche befindet sich in einem eher einfachen Wohnviertel von Piriápolis. Aber man kann problemlos drumherumlaufen und Fotos machen.
Adresse: Ruta 37, aus der Stadt kommend noch vor dem Schloss, zwischen den Querstraßen Magallanes und Gaboto.
Anfahrt: am besten mit dem Mietauto
Öffnungszeiten: frei zugänglich

Hotel Argentino an der Rambla
Sieht aus wie Wes Andersons „Grand Budapest Hotel“. Wer kein Geld für eine Übernachtung hinblättern möchte, kann im Salon auch nur einen Kaffee trinken und in vergangenen Zeiten schwelgen.
Adresse: Rambla de los Argentinos
Anfahrt: am besten zu Fuß bei einem Spaziergang über die Strandpromenade, fußläufig vom Terminal de Omnibus gelegen (ca. 900m, 10 Minuten)

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