Torta Frita: Uruguays beliebtestes Soulfood
Teigfladen aus (Weizen-)Mehl sind ja rund um den Globus ein Hit, obwohl sie oft lediglich aus Mehl und Wasser, manchmal noch Hefe, bestehen. In Mexiko backt man Tortillas, in Indien isst man Naan, in der arabischen Welt gehört das Pita-Brot auf den Speiseplan. Und in Uruguay? Wäre das Leben ohne Torta Frita nur halb so schön.
Als mein Freund zum ersten Mal verkündet hat, er werde jetzt „frittierte Torte“ zubereiten, konnte ich damit nicht viel anfangen. Das Rezept? Ein ausgerollter Teig aus Mehl, einer Prise Salz, Backpulver und Wasser, frittiert in Rinderfett (ja, richtig gelesen). Serviert ohne jeglichen Belag. Was sollte daran so besonders sein? Gegessen habe ich natürlich trotzdem, aber so richtig habe ich nicht verstanden, was es damit auf sich hatte.
Torta Frita – Uruguays heißgeliebte Spezialität
Anders war es dann in Uruguay. Dort habe ich plötzlich echte Zuneigung für Torta Frita entwickelt. Warum? Torta Frita ist mehr als nur die Summe der einzelnen Teile: Sie ist mit ihren wenigen Zutaten ein lebendiger Bestandteil der uruguayischen Kultur. Wer Torta Frita nicht selbst zubereitet, kauft sie in kleinen, oftmals windschiefen Imbisswagen, die zu allen möglichen Gelegenheiten aus dem Boden schießen und dann wieder verschwinden. Oft besteht ihr Angebot praktisch nur aus den Teigfladen, die für rund 50 Cent pro Stück zu haben sind. Torta-Frita-Verkaufswagen begleiten Karnevalsumzüge oder Sportveranstaltungen, tauchen nachmittags in Strandeinfahrten auf oder durchsprengseln Märkte. Man kauft Torta Frita einzeln oder gleich ein paar mehr für die ganze Familie, in einfaches Papier gewickelt oder lose in die Plastiktüte gelegt, und isst sie noch warm beim Spazierengehen, auf der Parkbank oder an der Strandpromenade, bis Finger und Mund vor Fett nur so glänzen. Am besten natürlich begleitet von einem Matetee, der von Person zu Person in der Kalebasse herumgereicht wird.

Uruguayisches Streetfood ohne Schnickschnack.
Torta Frita ist kein Brot, das man in raffinierte Saucen tunkt oder wie französische Crêpes mit Zimt und Zucker bestreut oder mit Obst belegt. Es ist, was es ist – ein frittierter fettiger Teigfladen, der trotzdem oder gerade deshalb beim Essen ein hohes Wohlgefühl erzeugt. Einziger erlaubter Belag: Dulce de Leche, was sonst. Die omnipräsente Karamellcreme, die gefühlt in jeder Süßspeise vorkommt.
Warum Torta Frita in Uruguay bei Regen nicht fehlen darf
Beliebt ist das traditionelle uruguayische Gebäck zu jeder Jahreszeit, auch wenn sie zum Winter eigentlich besser passt als zu heißen Sommertagen. Aber eine Besonderheit gibt es: Typisches Torta-Frita-Wetter ist dann, wenn es regnet. Wenn du also in Uruguay bist und sich um dich herum der Himmel zuzieht, ist es nicht unwahrscheinlich, dass anwesende Uruguayos sagen werden: „Es sieht nach Regen aus, ich werde Torta Frita machen“. Und dann solltest du auf jeden Fall mitessen.